Als Autorin freut man sich immer über Rezensionen.  Auch, wenn sie nicht so gut sind. In diesem Fall eben über die ehrliche Meinung. Wenn sie gut sind, kann es sich aber durchaus auch um ehrliche Meinungen handeln. Ich habe für meinen Roman wieder ein paar gute bekommen. Nicht nur bei Amazon, aber dort kann man einfach nebenstehend auf meinen Roman klicken. Man kann einen Blick ins Buch werfen und die Rezensionen lesen. Weil ich mich ab und an an Ausschreibungen beteilige, möchte ich meine weitere Kurzgeschichte ‚Kaffee‘ aus der Anthologie ‚Heiter bis Köstlich‘ vom Edition Paashaas Verlag http://www.verlag-epv.de/  nicht vorenthalten. Die andere Geschichte darin ‚Meine dicke Freundin‘ findet sich im Autorinnenleben vom Mai.

Kaffee
Also, meine Freundin – bei ihr geht alles schief. Für ihren Unterhalt sorgen kann sie ja. Aber wenn die sonst was machen soll oder machen will, dann geht etwas schief.
Ich bin gerade auf dem Heimweg gewesen und hab ja ganz plötzlich so nen Kaffeedurst gekriegt. Nur noch Kaffee, Kaffee, Kaffee, hab ich gedacht. Ich hätte ja nur fünf Minuten bis heim gebraucht. Da habe ich ne Kaffeemaschine. Ne ganz normale, nicht so nen modernen Pipifax. In dem Moment hat mich meine Freundin auf dem Handy angerufen und gefragt, ob ich jetzt mal bei ihr vorbeikomme. Ich bin ja gerne mit ihr zusammen. Die kann mir ja auch nen Kaffee kochen, hab ich gedacht und ja gesagt. Das ist genauso weit wie zu mir gewesen.Bei ihr bin ich gleich zur Sache gekommen: „Du, Tina, mich hat vorhin plötzlich so nen Kaffeedurst überfallen. Ich brauche jetzt nen Kaffee. Kochst du mir bitte einen.“
Da hat die mich ganz blöd angeguckt und gefragt, als ob ich das nicht gerade erklärt hätte: „Wieso willst en du jetzt en Kaffee?“
Aber ich habe es noch mal erklärt: „Ich habe plötzlich so nen wahnsinnigen Kaffeedurst bekommen. Ich brauche jetzt nen Kaffee.“
Sie hat es immer noch nicht verstanden gehabt: „Aber du hast doch sonst nie hier en Kaffee gewollt.“
Jetzt habe ich es schon bereut gehabt, zu ihr statt nach Hause gegangen zu sein.
Ich habe verzweifelt erklärt: „Sonst hast du mir eben noch nie nen Kaffee angeboten und sonst habe ich noch nie so nen dollen Kaffeedurst gekriegt, wie ich ihn jetzt habe. Das kommt wirklich nicht alle Tage vor. Ich brauche jetzt einfach nen Kaffee. Bitte koche mir jetzt einen. Sonst muss ich gehen.“
„Da muss ich erst mal gucken, ob ich überhaupt Kaffee habe. Ich habe normalerweise keinen“, hat die dann gesagt.
Ach so, deswegen hat die sich gerade eben so dumm angestellt gehabt.
Da habe ich aber noch ne Frage gehabt: „Du hast mir doch mal gesagt, du trinkst morgens vor der Arbeit immer Kaffee.“
Eben, weil die das mal gesagt hat, bin ich davon ausgegangen, dass sie Kaffee im Haus hat, obwohl sie mir noch nie einen angeboten gehabt hat und ich sie noch nie Kaffee trinken gesehen habe.
„Ja, aber im Pilseck“, hat sie mir geantwortet.
Da geht die früh morgens die Kneipe. Das hätte ich nicht gedacht. Die quatscht so viel, aber was wirklich wichtig ist und einfach dazu gehört, sagt die nicht. Man muss wohl dazu sagen, dass es in der Kneipe ist, wenn man sagt, dass man morgens vor der Arbeit Kaffee trinkt.
Wie kann man übrigens keinen Kaffee zu Hause haben? Für Gäste zumindest. Also, ich habe immer nen Kaffee angeboten bekommen, wenn ich wo war. Außer von meiner Freundin.
Sie ist nachgucken gegangen und hat in ihrer Küche tatsächlich noch nen Rest Kaffeepulver gefunden und mir nen Kaffee aufgesetzt. Nen paar Minuten später hat sie gerufen: „Mir ist ja das Filterpapier im Filter umgeknickt. Weißt du, was ich meine? Vom Rand aus ist es in ne Schieflage über das Kaffeepulver gekommen, so dass das Wasser über die Außenseite von der Filtertüte gelaufen ist. Tut mir leid. Ich glaube, den Kaffee kann man nicht trinken.“
Typisch! Es ist bei ihr noch nie anders gewesen. Immer, wenn die was machen soll, geht was schief. Selbst wenn es das Filterpapier ist.
Sie hat dann gefragt: „Soll ich dir nen Tee machen? Das ist doch genauso gut. Der ist doch auch heiß.“
Warum trinkt jemand Kaffee? Selbst bei solchen einfachen Sachen ist etwas nicht klar. Ich habe ihr erklärt: „Ich trinke Kaffee nicht, weil er heiß ist, sondern weil er nach Kaffee schmeckt und nicht nach Tee. Und jetzt muss ich unbedingt nach Hause. Ich habe ja so nen Kaffeedurst, keinen Teedurst. Ich brauche jetzt Kaffee.“
Ganz enttäuscht ist sie dann gewesen. Sie hat doch quatschen wollen. So richtig hat die auch nicht verstanden, warum ich nicht geblieben bin.
Ich bin vor lauter Sehnsucht nach Kaffee nach Hause gerannt. Dort habe ich gleich Wasser und Kaffeepulver in die Kaffeemaschine eingefüllt.

Als ich sie das nächste Mal besucht habe, habe ich wieder einmal eine Überraschung erlebt.
Sie hat sich sehr gefreut: „Schau mal, was ich von meiner Tochter einfach so geschenkt bekommen habe.“
So eine moderne Kaffeemaschine mit Pads hat sie mir dann gezeigt. Darin kann kein Filterpapier umknicken.
„Komisches Geschenkt für jemanden, der zu Hause keinen Kaffee trinkt. Noch komischer, dass du dich darüber freust“, ist mir nur dazu eingefallen.
„Die Maschine macht ganz tollen Kaffee“, hat sie freudig erklärt. „Willst du einen?“

Immer, wenn ich sie dann besucht habe, hat sie Kaffee getrunken und gefragt, ob ich auch einen will. Meistens habe ich ja keinen gewollt. Da ist sie immer ganz enttäuscht gewesen.
Ich habe sie dann gefragt, ob sie noch morgens vor der Arbeit im Pilseck Kaffee trinken geht, wenn sie so ne tolle Maschine hat.
Gründe dafür, Kaffee zu trinken, können wirklich sehr verschieden sein, habe ich lernen müssen. Sie hat mir erklärt: „Ich geh doch nicht zum Kaffeetrinken ins Pilseck. Ich geh zum Quatschen hin. Aber ich kann ja nicht nix trinken, wenn ich dahin gehe. Ich muss also immer morgens dort Kaffee trinken. Vor der Arbeit kann ich ja kein Bier trinken.“
Ich habe sie nicht gefragt, warum sie jetzt zu Hause auch Kaffee trinkt, wenn sie das vorher nie getan hat. Wegen der tollen Kaffeemaschine wohl.